Systemische Rivalitäten: Auf der Suche nach Antworten - Tagesspiegel Background
Die
Schauplätze der systemischen Rivalität Europas mit Staaten wie China und
Russland mehren sich. Vergangene Woche suchten nun Abgeordnete des Ausschusses
für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments in einer
öffentlichen Anhörung mit mehreren internationalen Experten nach Antworten.
[...] "Peking betont immer wieder, dass auch China ein
Entwicklungsland ist und viel zu bieten hat. Nicht nur in Bezug auf die
wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit, sondern auch, weil China das Thema
Entwicklung immer wieder auf die internationale Agenda und in internationale
Organisationen bringt", so Frans-Paul van der Putten, Senior Research
Fellow am Clingendael Institute.
Für van der Putten hat China dank der gemeinsamen kolonialen Vergangenheit die Wahrnehmung eines "Champions der Entwicklungsländer" entwickelt. Dadurch erhält der asiatische Riese Zugang zu Märkten und Rohstoffen. Auf geopolitischer Ebene sei es Chinas vorrangiges Ziel, nicht in die internationale Isolation zu geraten, wenn die Spannungen mit den USA zunehmen. Stattdessen wolle China eine Position erreichen, in der es seine geopolitischen Gegner, insbesondere die USA, aber auch seine Partner, isolieren kann.
"Die chinesischen Bemühungen zielen nicht darauf ab, die Autokratie zu fördern und die Demokratie im direkten Sinne zu zerstören oder zu untergraben. Was China anstrebt, ist eine internationale Ordnung, die für die Autokratie sicher ist", so van der Putten weiter. Für die EU bestehe der effektivste Ansatz für den Globalen Süden in einer Mischung aus Stabilität und Kooperation, die eine Alternative zu Chinas attraktiven Infrastrukturinvestitionen biete. Was es zu vermeiden gelte, sei ein konfrontatives Narrativ, bei dem sich die Länder in einer Dichotomie zwischen Demokratie und Autokratie für eine Seite entscheiden müssten. Dieser Kampf erinnere die Länder des Globalen Südens an die geopolitischen Spiele der Kolonialzeit.
Article by Luca Bertuzzi. Click on the image below to go to the article.